Heimatstube Haus Klenke

Geschichte des Hofes Klenke

 

 

Seit dem Bau des jetzigen Hauses durch Harm Klenke im Jahre 1797 war das Haus Klenke immer im Besitz der Familie Klenke.
In jenem Jahr als nahezu quadratischer Ständerbau errichtet, lebten wie in beinahe allen Häusern dieser Zeit Mensch und Tier unter dem gleichen Dach. Ohne Schornstein errichtet, die Räume im Obergeschoss nur über Leitern erreichbar, auf einer Wohnfläche von rund 20 Quadratmetern, inklusive Küche, lebten die Menschen dieser Zeit unter harten Bedingungen. Die unbeheizbaren 20 m² des oberen Stockwerkes waren reine Schlafräume, auf der gegenüberliegenden Seite über den Ställen waren Lagerräume für Getreide und Vorräte.

 

 

Auf einer Skizze in der Ottensteiner Chronik von Werner Freist  ist das Haus Ass. 140 bereits 1760 eingezeichnet, so dass davon ausgegangen werden kann, dass an gleicher Stelle bereits vor 1797 ein Haus gestanden hat, dass dann jedoch durch Feuer oder ähnlichem vernichtet worden sein muss. Noch im Jahr 1760 ermittelte die General-Landvermessung für Ottenstein 81 Wohnhäuser mit Strohdach, nur 56 Gebäude besaßen bereits eine Eindeckung mit Sollingsandstein. Schornsteine besaßen hingegen nur 8 (!) Häuser, darunter die zwei Schmieden, das Amtsgericht und die Pfarre. Das in 1797 errichtete Haus Klenke besaß bereits eine Brandwand hinter dem offenen Kamin (in der Küche des Hauses noch immer zu erkennen) und dürfte auch bereits bei Errichtung mit Sandsteinen eingedeckt worden sein, da dies ab 1760 behördlich zur Pflicht gemacht wurde, um der Brandgefahr durch Funkenflug entgegen zu treten.

 

Umbaumaßnahmen


Nachdem das 8,50 x 8,80 m kleine Fachwerkhaus in der Mitte des 19. Jahrhunderts um 4 Fachwerk-Gefache nach Süden verlängert wurde, hatte es wohl die nachhaltigste Veränderung erfahren. Die oberen Räume konnten nun über eine steile Stiege erreicht werden, die im unteren Wohnraum (heute Wohnzimmer) hinter einer kleinen Tür verborgen ist. Eine Galerie wurde in die Deele eingezogen, die ebenfalls über eine steile Treppe erklommen werden konnte.

 

Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde das Haus wiederum nach Süden hin verlängert. Der Anbau im Erdgeschoss wurde bereits in massiver Bauweise errichtet und mit einem Fachwerkkniestock versehen. Dieser Teil diente bis zuletzt der Tierhaltung. Anders als in anderen Ottensteiner Häusern wurde jedoch der im Haus liegende Stall niemals ganz aufgegeben, er wurde sogar im Zuge weiterer Baumaßnahmen noch vergrößert.

 

Als Friedrich Klenke senior 1926 den Hof übernahm, wurde der letzte nachzuweisende Umbau durchgeführt. Abermals wurde in südlicher Richtung der Stallanbau noch einmal in massiver Bauweise erweitert und eine Abortecke eingerichtet.

Im Zuge der Dorferneuerungsmaßnahmen, die in Ottenstein in den Jahren von 1984 bis 2001 durchgeführt wurden, wurde von Friedrich Klenke die Fachwerkfassade saniert, als 2002 die Gemeinde Ottenstein das Haus übernahm wurden umfangreiche Sicherungsmaßnahmen am Haus und Stall durchgeführt, im Jahr 2006 begannen dann die Umbauarbeiten, um das Haus Klenke in die „Heimatstube Klenke“ und das  „Kompetenzzentrum Ottensteiner Hochebene“ umzuwandeln.

 
Küche
Deele
Stube

Modernisierung

 

Als kurze Zeit nach dem Tod von Friedrich Klenke seine Erben an den Bürgermeister der Gemeinde Ottenstein heran traten und ihm das Objekt Breite Straße 67 zum Kauf anboten, wusste er sofort, dass sich hier die einmalige Chance bot, dieses Haus mit seiner historischen Wohnsituation der Nachwelt zu erhalten. Nach Beschluss des Gemeinderates wurde das Haus erworben und nach ersten Kontakten zum Architekturbüro „die bauhütte“ aus Ottenstein/Mühlhausen wurden eifrig Pläne geschmiedet, um das Haus einer weiteren Nutzung zuzuführen.

 

Nachdem in 2004 mittels zweier Fachfirmen die Bausubstanz gesichert werden konnte, ging es in 2006 in nur viermonatiger Bauzeit an die aufwändige Sanierung des Fachwerkhauses und den Um- und Ausbau des ehemaligen Stallgebäudes zu einem funktionalen, modernen Bürotrakt, der heute das „Kompetenzzentrum Ottenstein Hochebene“ beherbergt.

 

Von hier aus werden die Geschicke des Flecken Ottenstein ebenso betreut wie das Gebäudemanagement für die gesamte Ottensteiner Hochebene (Vermittlung von Mietwohnungen und Immobilien), die touristische Vermarktung und die Organisation verschiedener Veranstaltungen und Festivitäten.

 

Im Bereich des alten Fachwerkhauses wurde ganz behutsam nur eine Erhaltung und Restauration des vorhandenen Inventars vor-genommen. Der Gemeinde Ottenstein und auch dem Architekten war es wichtig, den „Geist der Familie Klenke“ in den Mauern des alten Hauses lebendig zu halten. So wurden wohl die Wände zum Teil neu verputzt oder auch neu gestrichen, alle konstruktiven Nachbesserungen wurden jedoch in alter Handwerkskunst vollbracht. Die Wälderhölzer der Fachwerkdecken wurden mit Stroh umwickelt, mit Lehm bestrichen und wieder eingebaut, alte Lehmziegel vermauert. In den beiden oberen Räumen, die über die Galerie erreichbar sind, wurden zum Teil die Gefache nicht verschlossen, um einen Einblick in die althergebrachte Bauweise zu ermöglichen.

 

Geheizt wird aus Gründen der Sparsamkeit im alten Haus im Winter nicht. Nur die neueren Räume werden mittels einer Wärmepumpe, die bei einer Außenlufttemperatur von – 8° C erst auf ausschließliche Aufheizung durch Stromenergie umschaltet. Das ist auf dem neusten Stand der Technik und ermöglicht eine umweltfreundliche, kostengünstige Wärmeerzeugung.

 

Eine wichtige Neuerung im Hause Klenke sind die im Zuge der Renovierung eingebauten Toiletten mit Wasserspülung. Leider musste der alte Donnerbalken dem Ausbau des Kompetenzzentrums weichen. Aber der Platz konnte gut genutzt werden – der Bürgermeister nimmt seine Abendlektüre auf dem gleichen Platz wie Fritze Klenke, nur ein wenig komfortabeler!

Haus Klenke (Foto: Sabine Weiße)

Geschichten und Anekdoten

 

In nahezu jedem kleinen Dorf gab oder gibt es Menschen, die der Volksmund als „Originale“ bezeichnet. Für die Modernen sind es „Ewig-Gestrige“, für Andere wieder eine lebende Erinnerung an Kindheit und Jugend.

 

Der letzte Klenke, der in diesem Haus in der Breiten Straße 67 gewohnt hat, war einer von diesen besonderen Menschen, die bescheiden und ohne Anspruch ein Leben führen, wie sie es von ihren Eltern gelernt haben. So lebte Friedrich „Fritze“ Klenke ohne ein WC, mit seinem „Donnerbalken“ im Stall, ohne sanitäre Einrichtungen bis auf das Waschbecken in der Küche und ohne Heizung bis ins Jahr 2000, als er als Junggeselle im Alter von 72 Jahren verstarb.

 

Noch heute ist die Erinnerung an ihn in vielen kleinen Geschichten lebendig. Der Bürgermeister zum Beispiel weiß heute noch zu berichten, wie empört Fritze in jedem Monat vor dem Tresen der Bank stand um sich über die Grundgebühren des vom Bürgermeister  - aus Sorge um den einsam lebenden Friedrich – angeschleppten Telefons zu beklagen.

 

Und wer hat schon einmal am späten Abend auf einer Landstraße bremsen müssen, weil ein kleiner grüner 15er Deutz ohne Licht daher fuhr? In Ottenstein bestimmt viele – Fritze fuhr immer ohne Licht, aus Angst der Stromzähler daheim könne den Stromverbrauch am Traktor mit aufzeichnen.

 

Fest steht, dass es heute nicht einmal in Ottenstein noch Menschen gibt, denen am Frühstückstisch die Hühner die herunter gefallenen Krümel von den Füßen picken. Dazu braucht es wohl ein echtes Original, einen echten Fritze Klenke!